Autor: Lars Böhler
Lesezeit: 6 Minuten
Im Jahre 1844 hatte der Franzose Alexandre Dumas eine Vision und diese faszinierte mich schon beim ersten Lesen seines wohl bekanntesten Romans. Der gute Dumas war leider kein Biker. Konnte er auch nicht, da das erste verbrennungsmotorisierte Zweirad erst gut 40 Jahre später an den Start ging und er bereits das Zeitliche gesegnet hatte. Der legendäre Schwur seines Romanhelden d‘Artagnan und seiner Musketiere hat bis zum Jahr 2021 jedoch nichts an Aktualität eingebüßt. Der bedingungslose Zusammenhalt in der Sache, sich füreinander einzusetzen und für gemeinsame Ziele einzustehen sind die Gründe, aus denen ich zum Aktivisten wurde. Ungerechtigkeiten einfach hinzunehmen, lag mir noch nie, den Mund zu halten, wenn es ungemütlich wird, ebenso wenig. Wenn ich für etwas brenne, ist das Feuer mit herkömmlichen Mitteln schwer zu löschen. So oder ähnlich geht es den unzähligen ehrenamtlichen Kämpfern der Verbände, die sich teils seit etlichen Jahren für die Motorradcommunity stark machen. Ruhm gibt es nicht, Geld schon gar nicht. Dafür sind der Unmut der Familie auf Grund des zeitintensiven Engagements und die teilweise unterirdischen Kommentare in den Netzwerken gratis. Aufgeben? Keine Option für die Mädels und Jungs. Zu viel Motorrad steckt in ihrer DNA.
Daran ändert sich auch nichts, wenn zum Ende einer Demo-Veranstaltung gegen drohende Fahrverbote und damit einhergehende Freiheitsbeschränkungen ein top gestylter Sportler im straffen Einteiler entschlossen auf mich zukommt und in seiner nonchalanten Berliner Art seinen Unmut äußert. „Jetzt bin ick extra aus Spandau für Euch her jefahren und Ihr habt nich ma Uffkleba zum Mitnehmen!“ Ganz tief durch die Nase ein, Lars. Und wieder aus. Noch einmal ein und wieder aus. Den kurzen Gedanken an eine Erklärung, warum und für wen er hier ist, verwerfe ich rasch. Ich gelobe Besserung und danke ihm für seine Teilnahme. Der Einsatzleiter der begleitenden Polizei flüstert mir in dieser Sekunde von der Seite zu, dass er privat auch Moped fährt und begeistert ist, wie viele Biker hier heute Flagge zeigen. Mit nur einem Satz ist der Fokus wieder auf das Wesentliche gerichtet.
4,6 Millionen zugelassene Bikes und ihre Besitzer bringen es landesweit auf einen Organisationsgrad von unter einem Prozent. Liegt es daran, dass die Verbände nicht mit Rabattaktionen, Werbegeschenken und Vergünstigungen unterschiedlicher Art auf Mitgliederfang gehen? Liegt es daran, dass der eigene Vorteil als Mitglied nicht groß genug ist? Liegt es daran, dass sich jeder selbst der Nächste ist? Ich mag nichts davon glauben. Vielmehr liegt es an der Fragestellung. Es ist nicht wichtig, was die Verbände für mich, sondern was ich für die Motorradfamilie tun kann.
28 € für eine Tankfüllung? Kein Problem, sind schließlich gute 200 km Fahrspaß auf meinen Lieblingsstrecken…
400 € für den neuen Helm? Logisch, sieht geil aus und ist sicherer als der alte…
230 € für die Inspektion des Bikes? Schmerzt, aber der Kleinen soll´s ja gut gehen…
150 € für ein fesches Outfit? Sicher, Individualität ist Freiheit…
8 € die Bratwurst und das alkoholfreie am Bikertreff? Keine Frage, Kulinarik gehört dazu…
4 € im Monat für den Kampf gegen Streckensperrungen, für den Erhalt unserer Rechte, für die Verkehrssicherheit der Biker auf Deutschlands Straßen, für eine starke Stimme in der Politik? ähm…ja…also…aber…
Wenn der Weihnachtsmann ein Biker sein sollte – und in meiner Welt ist er das – und ich einen Wunsch frei hätte, dann sind es 1.000 neue Mitgliedanträge für unsere aktiven Verbände unter dem Weihnachtsbaum. Dabei kann jeder für sich selbst entscheiden, in welchem Verband er sich am besten wieder findet. Mit der Erarbeitung des BAGMO-Strategiepapiers und der aktiven Kooperation in der Kampagne „HOCHSCHALTEN! – Dialog statt Verbot“ haben die beteiligten Organisationen ihren Willen und ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit unter Beweis gestellt. Jetzt ist es an uns, ihnen ein starker Rückhalt zu sein.
In diesem Sinne….Einer für alle, alle für Einen!
Lieber Lars, vielen Dank für die Mitteilung Deiner Gedanken in Wort und Schrift. Ich hoffe, der neue Verkehrsminister hat von Herrn Scheuer das Strategiepapier erhalten!
Ich drücke für und alle die Daumen👍👍😊😊
Vielen vielen Dank an Dich und all die Anderen für ihr Engagement.
Bei der nächsten Demo bin ich wieder dabei😉